Tierarzbesuch, Horror für Hund und Halter?!

Liebe Hundefreunde,

 

ein Tierarztbesuch kann für viele Hunde ein angstauslösendes Ereignis sein. Die veränderte Umgebung, ungewohnte Gerüche und möglicherweise unangenehme Untersuchungen führen dazu, dass sich manche Hunde ängstlich und gestresst verhalten. Doch es gibt Möglichkeiten, den Tierarztbesuch für ängstliche Hunde stressfrei zu gestalten. In diesem Artikel möchten wir euch die Geschichte von Cleo, einer Tierarzt-ängstlichen Retriever-Hündin, erzählen und Tipps geben, wie ihr euren Hund unterstützen könnt.

 

 

 

 

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Anke L. parkte vor Dr. Schnemening's Tierarztpraxis und hatte Cleo, eine fünfjährige Retriever-Hündin, im Schlepptau. Doch Cleo war alles andere als begeistert. Ängstlich verkroch sie sich auf dem Rücksitz und sehnte sich danach, diesem Ort zu entkommen, den sie nur allzu gut kannte - die verhasste Praxis.

 

Trotz Ankes Bemühungen, Cleo aus dem Auto zu locken, blieb sie standhaft. Schließlich zog Anke sie an der Leine in die Tierarztpraxis. Sobald sie sich angemeldet hatten, suchte Cleo Schutz unter einem viel zu kleinen Stuhl im Wartezimmer. Sie zitterte vor Angst und hatte nur einen Wunsch: diesem Ort zu entfliehen!

 

Diese Situation ist leider keine Seltenheit in deutschen Tierarztpraxen. Viele Hunde zeigen scheinbar grundlose Ängste und sind gestresst, während ihre Besitzer mit der Situation überfordert sind. Doch tatsächlich sind diese Ängste keineswegs grundlos aus Sicht der Hunde. Um dieses Verhalten zu ändern, müssen wir uns zuerst in die Lage der Hunde versetzen.

 

Cleo war schon als Welpe das erste Mal bei Dr. Schnemening. Im Wartezimmer fiel ihr etwas Merkwürdiges auf. Die vertrauten Gerüche waren kaum wahrnehmbar, stattdessen strömten neue und extrem intensive Gerüche in ihre Nase.

 

Welpe Cleo sah nebenan einen großen braunen Rüden, den sie gerne beschnuppern und kennenlernen wollte. Doch der Rüde klammerte sich ängstlich an die Beine seines Besitzers, hechelte stark und zuckte bei jedem Geräusch zusammen. Cleo nahm seine Angst wahr und beobachtete sein Verhalten. Wieder kitzelte der seltsame neue Geruch in ihrer Nase und zusammen mit dem Verhalten des ängstlichen Rüden fühlte sie sich ebenfalls unsicher. Sie schaute schnell zu Frauchen hoch, um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war. Doch Anke war selbst unsicher und sprach hektisch auf Cleo ein, in dem Versuch, sie zu beruhigen. Cleo konnte Ankes eigene Unsicherheit spüren. Etwas musste hier wirklich nicht stimmen.

 

🏥😱 Der Behandlungsraum - ein schrecklicher Ort

 

Anke wurde mit Cleo von der Tierarzthelferin in den Behandlungsraum gebracht. Sie sprach immer noch unsicher und hektisch auf den verängstigten Welpen ein, während Cleos Angst sich weiter steigerte. Schritt für Schritt. Schließlich wurde Cleo auf einen kalten Tisch gesetzt, und plötzlich wurde der beißende Geruch noch intensiver. Jetzt kamen die Hände der Tierarzthelferin und des Doktors ins Spiel. Sie drückten auf Cleos Bauch, fummelten in ihrem kleinen Maul herum und kratzten an ihren Ohren. Anke redete ununterbrochen auf Cleo ein. Doch der Welpe bemerkte die Unsicherheit in Ankes Stimme und das schnelle Lob, das nun ausgesprochen wurde. Das war zu viel für Cleo. Sie klemmte ihr Schwänzchen unter den Bauch und versuchte zu zeigen, dass sie keinen Ärger wollte, indem sie sich immer wieder über das Maul leckte. Als letzter Ausweg versuchte sie, sich hinzulegen und deutlich zu machen, dass sie wirklich keinen Konflikt wollte. Doch in diesem Moment erfolgte der schmerzhafte Stich der Spritze. Cleo quietschte und machte unter sich. Sie verstand nicht, warum man ihr Schmerzen zufügte, obwohl sie doch deutlich gezeigt hatte, dass sie keinen Ärger wollte.

 

🐾Endlich draußen

 

Nach einem kurzen Gespräch mit den Menschen verließ Anke mit Cleo die Praxis und sie machten sich endlich auf den Heimweg. Vor der Praxis angekommen, fühlte sich Anke erleichtert und ermutigte Cleo zum Spielen. "Du hast das super gemacht." Die Anspannung fiel von Cleo ab, und sie war sich sicher: "Da möchte ich nie wieder hin. Das war ein schrecklicher Ort."

 

Unbewusst verstärken wir Hundebesitzer mit unsicherer "Beruhigung" die Angst und Unsicherheit unserer Hunde. Die Hunde lernen, solche Situationen als "absolut furchtbar" einzustufen und speichern diese Erfahrungen ab. Beim nächsten Tierarztbesuch reicht vielleicht schon der erste Geruch, um bei Cleo Angst auszulösen. Dabei hätte sie diesen Besuch als positives Erlebnis abspeichern können, wenn Anke besser informiert gewesen wäre.

 

Die Geschichte von Cleo ist kein Einzelfall. Viele Hunde erleben ähnliche Ängste und Stresssituationen während eines Tierarztbesuchs. Doch diese Verhaltensweisen sind nicht grundlos aus Sicht des Hundes. Um diesen Kreislauf der Angst zu durchbrechen, ist es wichtig, sich in die Lage des Hundes zu versetzen und Maßnahmen zu ergreifen, um den Tierarztbesuch stressfrei zu gestalten.

 

Ein entscheidender Faktor für ängstliche Hunde ist der Geruch. Hunde nehmen ihre Umgebung hauptsächlich über ihre Nase wahr. In Tierarztpraxen wird viel desinfiziert, was dazu führt, dass die normalen Gerüche verschwinden und der Geruch des Desinfektionsmittels zurückbleibt. Dieser intensive Geruch kann Hunde verunsichern und ihre Ängste verstärken.

 

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Um den Tierarztbesuch stressfrei zu gestalten, möchten wir euch einige hilfreiche Tipps geben:

 

1. Gewöhnung vor dem eigentlichen Besuch: Besucht mit eurem Hund regelmäßig die Tierarztpraxis, bevor er tatsächlich behandelt werden muss. Dadurch kann sich der Hund schon vorher an die Umgebung und Geräusche gewöhnen.

 

2. Auslastung vor dem Besuch: Nutzt den Weg zur Praxis, um euren Hund auszulasten und überschüssige Energie loszuwerden. Spielt mit ihm oder macht Übungen, um ihn zu beschäftigen.

 

3. Positive Verknüpfungen schaffen: Nehmt das Lieblingsleckerchen oder Spielzeug eures Hundes mit und belohnt ihn, wenn ihr die Praxis betretet. Dadurch wird der Besuch positiv verknüpft und der Hund fühlt sich wohler.

 

4. Ermutigung und Lob: Ermutigt euren Hund mit eurer Stimme und gebt ihm Lob und Motivation. Positives Feedback kann Wunder bewirken und das Vertrauen eures Hundes stärken.

 

5. Entspanntes Verhalten: Bleibt selbst entspannt und bringt Freude zum Ausdruck. Zeigt eurem Hund, dass der Besuch beim Tierarzt ein aufregendes Abenteuer ist. Eure eigene positive Einstellung kann sich auf den Hund übertragen.

 

6. Rückzugsmöglichkeiten bieten: Wenn euer Hund verunsichert ist, lasst ihn sich bei euch zurückziehen. Sprecht sanft mit ihm und streichelt ihn mit sanftem Druck, um ihm Sicherheit zu geben.

 

7. Vermeidung langer Wartezeiten: Vereinbart vorher mit der Tierarztpraxis, dass ihr nicht lange im Wartezimmer warten möchtet. Lange Wartezeiten können die Ängste des Hundes verstärken.

 

8. Positive Ablenkung im Behandlungsraum: Wenn ihr den Behandlungsraum betretet, zeigt eurem Hund interessante Dinge und bestätigt seine Entdeckungen mit begeisterter Stimme oder einem Leckerchen. Ablenkung kann helfen, die Aufmerksamkeit des Hundes von unangenehmen Untersuchungen abzulenken.

 

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Mit Geduld und positiver Unterstützung könnt ihr den Tierarztbesuch für euren ängstlichen Hund zu einem stressfreien Erlebnis machen. Indem ihr den Hund ermutigt, ablenkt und positive Verknüpfungen schafft, könnt ihr seine Ängste verringern und sein Vertrauen stärken. Der Tierarztbesuch wird dann nicht mehr als "schrecklicher Ort" empfunden, sondern als Teil eines aufregenden Abenteuers, das ihr gemeinsam meistert.

 

🌟

 

Es ist wichtig zu beachten, dass manche Hunde bereits schlechte Erfahrungen gemacht haben und möglicherweise langsamer an die Praxis herangeführt werden müssen. Beobachtet euren Hund genau und geht nicht über seine Grenzen hinaus. Falls ihr alleine nicht weiterkommt oder keine Fortschritte seht, sucht Hilfe bei einem Hundetrainer, der sich mit der Behandlung von Angstverhalten bei Hunden auskennt.

 

📖💬

 

Denkt daran, dass jeder Hund individuell ist und es einige Zeit und Anpassungen brauchen kann, um sein Verhalten zu ändern. Mit der richtigen Herangehensweise und viel Geduld werdet ihr jedoch belohnt, wenn euer Hund zunehmend entspannter und stressresistenter wird. Viel Erfolg bei eurem nächsten Tierarztbesuch!

 

Euer Team von Dogmenti

 


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