
Der süße Welpe zieht ein und alles läuft wie geschmiert.
Bis sich das pubertierende Jungtier plötzlich verändert.
Wenn sich die Verhaltensweisen außerhalb der Normalität befinden und ein Zusammenleben mit dem Hund stark beeinträchtigt wird, kommt oft die Überlegung den Hund zu kastrieren. Die eintretende Geschlechtsreife geht mit verschiedenen Verhaltensweisen einher.
Rüden:
- verstärktes Schnüffeln an Urin von Hündinnen, oft verbunden mit Zähneklappern/ Speichelfluss.
- Konkurrenzverhalten gegenüber anderen Rüden
Dieses Verhalten kann sich bis zu einer Artgenossen-Aggression steigern, die Herrchen oder Frauchen
es schwer macht Gassi zu gehen wo sich andere Hunde aufhalten.
- Wimmern, Jaulen bis zur Verweigerung von Futter, wenn läufige Hündinnen in der Nähe wohnen.
- Wesensveränderungen bis hin zur Apathie.
Einerseits ist der Eingriff in den meisten Fällen relativ komplikationslos und ungefährlich im Verhältnis zur Kastration bei der Hündin, andererseits sollten immer mehrere Faktoren betrachtet werden.
Hinweis: Wer einem Tier ein gesundes Organ ohne medizinische Indikation entfernen lässt, handelt gegen das deutsche Tierschutzgesetz.
Ist der Hund mit üblichen Motivationsmitteln (Spielzeug, Futter) nicht mehr ansprechbar und lässt sich auch
mit Hilfe eines Hundetrainers von seinen Verhaltensweisen nicht abbringen oder umlenken, kann beim Tierarzt überprüft werden, ob die Hormonausschüttung sich innerhalb der Normen
befindet.
Spricht das Ergebnis für eine Kastration, besteht die Möglichkeit zuerst einen sogenannten Kastrationschip zu testen. Dieser wird unter der Haut des
Hundes eingesetzt und gibt ca 6 Monate Hormone an den Körper ab, die die Ausschüttung von Testosteron verhindern sollen. Während dieser Zeit sollten Sie weiterhin mit dem Hund arbeiten, damit man
Verhaltensprobleme aufgrund erlernter Verhaltensweisen ausschließen kann.
Wenn sich die Verhaltensweisen auflösen, kann man das Nachlassen der Wirkung abwarten und schauen, ob die Veränderung dauerhaft ist.
Ist dies nicht der Fall und der Hund ist dauerhaft beeinträchtigt durch Stress und Unruhe, steht die Entscheidung an, ob der Hund weiterhin den Chip tragen soll oder ob eine Kastration durchgeführt wird. Hierbei sollte bedacht werden, dass auch eine Kastration ein chirurgischer Eingriff ist, der u.a. durch die Narkose Gefahren bergen kann. Der Chip als dauerhafte „Lösung“ gibt stets Hormone in den Hundekörper frei. Auch dies kann Verhaltensänderungen und gesundheitliche Probleme hervorrufen.
Rüden kann man während der „schweren Zeiten“ auch homöopathisch unterstützen. Befragen Sie hierzu den Tierheilpraktiker oder Tierarzt Ihres Vertrauens.
Hündinnen:
Kleine Rassen können bereits mit 5-7 Monaten die erste Läufigkeit erleben, bei Großen kommt die Hitze zwischen dem 8. und 24. Monat.
Die erste „Hitze“ kann völlig unbemerkt, “still“, stattfinden. Die Hormone und der Ablauf sind hierbei normal, aber es sind keine typischen Anzeichen sichtbar. Auch während dieser „stillen Hitze“ kann die Hündin bereits gedeckt werden.
Die Läufigkeit ist meist mit wenigen Problemen für den Hund verbunden.
· Die Hündinnen können träge wirken, mehr Kontakt zum Sozialpartner suchen.
· urinieren vermehrt, häufig nur kleine Mengen (Duftstoffabgabe)
· Blutungen (von kleinen Tröpfchen bis verstärkten blutenden Ausfluss)
· einige entfernen sich weiter als üblich und / oder vergessen ihre Grunderziehung.
Die anschließend mögliche Scheinschwangerschaft (-mutterschaft) birgt oft mehr Probleme als die Läufigkeit
selbst.
Ist kein zu bemutternder Welpe vorhanden können Spielsachen, Anziehsachen des Halters und sonstige Gegenstände von der Hündin gesichert werden, die
sie dann versorgen will. Milch kann in die Gesäugeleiste eintreten, die nicht wie vorgesehen durch Säugen des Welpen oder eines Ammenwelpen entleert wird. Dadurch können sich Entzündungen bilden,
die vom Tierarzt behandelt werden müssen. Auch besteht die Möglichkeit der Gebärmuttervereiterung durch Entzündung nach einer Läufigkeit. Die Anzeichen hierfür sind z.B: vermehrtes Trinken, Umfangsvermehrung, erhöhte Temperatur, Trägheit oder Unruhe. Bei diesen
Symptomen suchen Sie bitte Ihren Tierarzt umgehend auf.
Diese Symptome sind keinesfalls als absolutes „Muss“ zu betrachten. Eine Hündin, die sowohl körperlich als auch psychisch die Läufigkeit und Scheinschwangerschaft gut übersteht, muss nicht kastriert werden. Oft wird das Krebsrisiko durch Tumore an Gesäuge und Gebärmutter von Tierärzten hervorgehoben, um die Hündin zu kastrieren. Dies macht laut verschiedener Studien nur Sinn, wenn es vor der ersten Läufigkeit durchgeführt wird. Zu diesem Zeitpunkt ist der Hund allerdings in keiner Weise ausgereift. Weder körperlich noch psychisch. Aus Sicht und Studien von Verhaltenstherapeuten kann dies dazu führen, dass Hündinnen Zeit Ihres Lebens ruhelos, hektisch und infantil bleiben, da die wichtigen Hormone, die zur psychischen Entwicklung beitragen würden, nicht mehr hergestellt und vom Körper aufgenommen werden können.
Ferner spielen bei der Entstehung von Tumoren die Ernährung und die Lebensumstände, oft auch Veranlagung, eine große Rolle und eine Kastration ist kein Garant, dass der Hund nicht an Krebs erkrankt.
Scheinträchtige Hündinnen kann man
vorsorglich vermehrt bewegen und die Möglichkeiten des Bemutterns sollten minimiert werden. Auch sehr kuschelige, höhlenartige Schlafplätze können bereits eine Verschlimmerung der Symptome
hervorrufen. Abhilfe kann man hier mit Schaumstoffkissen schaffen, die auch weich und warm sind, aber nicht zum Nestbau animieren.
Zudem besteht die Möglichkeit einen Tierhomöopathen oder Tierarzt zu Rate zu ziehen, der den Verlauf mit Naturheilmitteln unterstützen
kann.
Eine dauerhafte Medikation in Form von Hormonen als Vorsorge oder Behandlung der Scheinträchtigkeit ist auch hier als problematisch anzusehen, denn durch die Beeinflussung des körpereigenen Hormonhaushalts können weitere gesundheitliche Folgen entstehen.
Ferner konnten bei beiden Geschlechtern nicht ausgereifte Veränderungen körperlicher Natur festgestellt werden durch Frühkastration oder Hormongabe (Wachstumseinschränkung, „Welpenfell“ beispielsweise).
Zusammenfassend ist bei Kastrationen ist kein eindeutiges Pro und Contra für Hunde zu verdeutlichen. Jeder Hund sollte als Individuum betrachtet werden. Tierarzt, Hundetrainer und eigenes Bauchgefühl sollten bei der Entscheidung unterstützen und Vor-und Nachteile für den Hund sollten sorgfältig abgewägt werden.
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